1 Kor 12,12-27:
Der eine Leib und die vielen Glieder
Liebe Mitfeiernde
«Ihr seid der Leib Christi».
Dies sagt Paulus zu der Gemeinde in Korinth und damit auch ein Stück weit zu uns.
Mit dem Bild vom Leib und seinen einzelnen Gliedern legt Paulus der Gemeinde in Korinth dar, wie das Zusammenspiel der Gemeinschaft mit jeder einzelnen Person funktionieren sollte und was ihm aus christlicher Sicht dabei wichtig ist. So wird die ganze Gemeinde von ihm als Leib Christi beschrieben und gleichzeitig hebt er auch hervor, wie jedes Gemeindemitglied ein wichtiges Glied dieses Leibes und damit von grossem Wert ist.
Ich finde dies ein wunderbares Bild, das auch unser Verständnis der Eucharistie aufwerten kann.
In einem ähnlichen Sinne hat auch Augustinus vom Leib Christi geschrieben. Er hielt dazu fest:
«Euer Geheimnis selbst ist auf den Altar gelegt:
Seid, was ihr seht,
und empfangt, was ihr seid.
Empfangt den Leib Christi,
seid der Leib Christi.»
Sowohl Paulus wie auch Augustinus erweitern dadurch den Blick auf die Eucharistiefeier, resp. auf die christliche Mahlgemeinschaft.
So ist nämlich diese Mahlfeier ein Prozess der Gemeinschaft und ein Prozess, in den jede einzelne Person involviert ist.
So sind die Wandlungsworte auch eine Bitte darum, dass wir uns selber verwandeln und dass in unserem Leben Jesu Geist wirkt und sein Geist im übertragenen Sinne in unserem Leben zu Fleisch und Blut wird. Die Wandlung ist somit ein Prozess, in den wir alle mithineingenommen und angesprochen werden.
Es ist somit nicht nur das Erkennen von Jesu Leben in den Gaben von Brot und Wein, sondern es ist auch ein Sich-Erfüllen-Lassen und ein Sich-Berühren- und Bewegen-Lassen von seinem ganzen Leben, seiner Liebe und seinem heilvollen Handeln.
Die Wandlung meint nicht, dass Brot und Wein zu Fleisch und Blut werden im physikalischen Sinne. Schliesslich sind wir ja auch keine Kannibalen.
Vielmehr ist m.E. das Brot wie ein Fenster, durch das wir den Leib von Jesus sehen können und damit sein ganzes Leben und seine ganze Person. Der Wein wiederum weist uns auf sein Herzblut hin und damit auch auf seine Liebe, die er in sein Leben hat einfliessen lassen und die er verschenkt hat.
Wir bitten zudem in diesem Prozess darum, dass wir sein Herzblut in unser Leben einfliessen lassen können und dass wir selber mit Herzblut in seinem Sinn und Geist uns füreinander einsetzen und den Wert jeder einzelnen Person und auch von uns selber hochhalten und anerkennen. Mit dem Trinken des Weins verbünden wir uns mit Jesus Christus und bilden wir gleichsam auch eine Art «Blutsbrüder-, resp. Blutsschwesternschaft» mit ihm und untereinander.
Durch diesen Prozess, der nie abgeschlossen ist und um den wir uns selber immer wieder bemühen müssen, wird Jesus durch unser Handeln und unser Leben in der Welt sichtbar.
Und jede einzelne Person trägt dazu einen wichtigen Teil bei, wie Paulus betont hat. Besonders auch die schwachen und armen Menschen, die oft in Gefahr laufen unterzugehen, sind dabei nicht zu unterschätzen, sondern sollten besonders in unserer Aufmerksamkeit stehen. Alle Personen aber haben dabei einen grossen Wert.
Dies hat Paulus anscheinend besonders betont, weil angeblich die reichen Mitglieder sich am Mahl, das wahrscheinlich am Sonntagmittag oder -nachmittag stattgefunden hat, satt gegessen haben und die armen Leute und auch die Sklaven, die erst später, nach der Arbeit dazu stossen konnten, nur noch spärliche Reste zum Essen übrig hatten.
Auf den Wert jeder einzelnen Person sollten auch wir in der heutigen Kirche achten und uns dafür einsetzen.
Denn nur zusammen machen wir den Geist von Jesus in unserer Welt sichtbar und nur so handeln wir auch in seinem Sinn und Geist. Und was in seinem Sinn und Geist ist, können wir sehr gut im heutigen Evangelium erkennen. Bei seiner Antrittsrede hat er eigentlich sein Programm aufgezeigt und seine Anliegen dargelegt, die er dann auch in seinem Handeln und Leben umgesetzt hat.
Wenn auch wir uns diese Anliegen zu Herzen nehmen und danach handeln und wenn wir jede einzelne Person, egal ob krank oder gesund, egal ob jung oder alt, egal ob Frau oder Mann, wertschätzen, dann erscheint unter uns, in uns und mit uns Jesus Christus, sein Leib, sein Leben und sein Herzblut in unserer Welt, dann sind wir gemeinsam Leib Christi und sind in tiefer Verbindung mit ihm. Dann wird sogar Gott durch uns alle in der Welt sicht- und spürbar.
Und so begeben wir uns jedes Mal, wenn wir Eucharistie feiern oder in der Kommunionfeier Brot miteinander teilen, in diesen Prozess hinein, um uns verwandeln zu lassen hin zu einem Glied vom Leib Christi und werden so zu Menschen, die mit Herzblut und Liebe sich für alles Lebensfördernde, Befreiende, Bestärkende und Heilvolle in der Welt einsetzen.
Amen.